Ein erster Schritt in diese Richtung ist sicher die Zertifizierung zum/r sektoralen Heilpraktiker*in für Physiotherapie. Hierfür wurde das im Jahr 1939 erlassene Heilpraktikergesetz bedarfsweise für u.a. Physiotherapeut*innen angepasst und um die Wissensfelder erst- und differenzialdiagnostische sowie berufsrechtliche Kenntnisse ergänzt. Leider bringt diese Vorgehensweise auch Komplikationen mit sich. Denn die gesetzlichen Krankenkassen erkennen diese Zertifizierung (noch) nicht an, was dazu führt, dass auch in unserem Berufszweig nicht der Schritt weg von der Zweiklassengesellschaft gemacht wird, sondern darauf zu, was ich persönlich sehr bedauere.
Denn nur bei einer privaten Krankenversicherung oder einer privaten Zusatzversicherung werden die Kosten für den sektoralen Heilpraktiker übernommen bzw. erstattet. Ich wünsche mir, dass sich daran schnellstmöglich etwas ändert. Die Kompetenz, zu unterscheiden, welche Beschwerden wir selbst behandeln können und in welchem Fall ein Arzt konsultiert werden muss, sollte allen Physiotherapeut*innen obliegen, nicht nur denjenigen, die den umständlichen Titel „sektorale/r Heilpraktiker*in beschränkt auf das Gebiet der Physiotherapie“ erworben haben. Denn Physiotherapeut*innen, die diesen Titel nicht haben, sind weiterhin weisungsgebunden und deren Patient*innen haben weiterhin längere Wartezeiten, bis sie Zugang zur Therapie haben, da sie den Umweg über Ärzt*innen machen müssen.
Deutschland könnte sich dabei ein Beispiel an Schweden oder den Niederlanden nehmen – hier gibt es den Direktzugang für alle Patient*innen zur Physiotherapie. Unser Beruf ist so vielfältig, kommunikativ und faszinierend, aber auch anspruchsvoll und sollte für die kommenden Generationen an Therapeut*innen so attraktiv wie möglich gestaltet werden, andernfalls werden wir den Fachkräftemangel in der physiotherapeutischen Versorgung möglicherweise nicht so bald überwinden können.